2024-04-30 11:27:13
Das Viertelfinale der Champions League von Real Madrid gegen Manchester City ist oft als vorgezogenes Finale bezeichnet worden. Doch wenn man in Spanien nach dem Klassiker auf europäischer Ebene fragt, dann ist das Bayern München gegen Real Madrid, so wie an diesem Dienstag (21 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Amazon Prime Video). „Das sind die größten Klubs in Europa“, sagt zum Beispiel der Baske Javi Martínez in der Sportzeitung „Marca“, der von 2012 bis 2021 bei den Münchnern spielte. „In Madrid Atlético, in Spanien Barça, in Europa die Bayern – das sind die intimen Rivalen in der Geschichte von Real Madrid“, schrieb am Wochenende Alfredo Relaño, der Veteran unter Spaniens Sportjournalisten, in „El País“. Für einen Beteiligten ist es ein ganz besonderes Spiel: Bei den sechs vergangenen Begegnungen saß Carlo Ancelotti als Trainer auf der Bank, mal bei Real Madrid, mal bei den Bayern.
In Madrid erinnert man sich besonders gerne an den 4:0-Sieg in der Allianz Arena im Halbfinale 2014, denn man gewann nicht nur gegen die Bayern, sondern auch gegen deren Trainer Pep Guardiola, seit seiner Zeit beim FC Barcelona ein rotes Tuch für die Fans. Ancelotti ließ sein Team bis zu den beiden ersten Toren von Sergio Ramos hoch verteidigen. Die Bayern fanden nie in ihr gewohntes Kurzpassspiel. Im Anschluss zogen sich die Spanier zwar zurück, kamen aber trotzdem noch zu zwei weiteren Treffern durch Ronaldo. Im Elfmeterschießen des Endspiels gegen Atlético eroberte Real Madrid dann „la décima“.
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Vielleicht war es Ancelottis Meisterstück, aber nichts ist so wenig wert wie vergangene Erfolge, und in der Folgesaison warf Real-Präsident Florentino Pérez den Italiener raus, nachdem sich Gareth Bale über den Trainer beschwert hatte. So kam Ancelotti nach München und saß in der nächsten Begegnung zwischen beiden Klubs im Viertelfinale 2017 bei den Bayern auf der Bank. Den Münchnern half das aber nicht viel. Madrid gewann auswärts 2:1 und das Rückspiel in der Verlängerung nach einer spektakulären Partie 4:2. Fünf der sechs Treffer in den beiden Begegnungen erzielte Cristiano Ronaldo, da war auch Ancelotti machtlos. Er kritisierte im Anschluss aber auch den Schiedsrichter – nicht zu Unrecht, doch damals gab es noch keinen Videobeweis.
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Obwohl Karl-Heinz Rummenigge damals noch mit Ancelotti einer Meinung war, entließen die Bayern den Italiener wenige Monate später. Zuvor hatten sie 0:3 in Paris verloren. Ancelotti ließ Hummels, Ribéry und Robben auf der Bank und wechselte Robben erst in der Schlussphase ein, als das Spiel schon gelaufen war. Die spanischen Zeitungen sprechen dieser Tage vom „Clan der Veteranen“, die der Italiener damals gegen sich hatte. Robben habe sich beschwert, seine damals neunjährige Tochter trainiere mehr als die Profis unter Ancelotti.
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Nur 15 Monate und nur 60 Spiele – die Anstellung bei den Bayern war die kürzeste Amtszeit in der Trainerkarriere des Italieners. Trotzdem sind von ihm keine bitteren Worte zu hören, wenn er über München spricht. „Ein Klub geführt von ehemaligen Profis, die etwas von Fußball verstehen“, schwärmt er im spanischen Fernsehen von seiner Münchner Zeit. Es folgten die Stationen Neapel und Everton, nicht das, was ein Fußballlehrer wie Ancelotti als Weltklubs versteht. So war er trotz der ersten Erfahrung bei Real Madrid begeistert und wohl auch dankbar, als Florentino Pérez vor drei Jahren abermals bei ihm anfragte.
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Ancelotti hat es ihm mit sieben weiteren Titeln in dieser zweiten Amtszeit gedankt, darunter ein Sieg in der Champions League sowie eine Meisterschaft. Eine weitere Meisterschaft hat das Team schon so gut wie in der Tasche. Obwohl sich der Kader im Umbruch befindet, mit jungen Spielern wie Camavinga, Tchouaméni, Rodrygo oder Vinicius und verletzten Stammkräften wie Alaba oder Courtois, die übrigens in München erstmals wieder auf der Bank sitzen sollen. Von einer Revanche will der Italiener bei den Bayern trotzdem nicht sprechen – eher von der Rückkehr in eine Stadt, für die er nur gute Worte findet.
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