2024-11-24 18:38:00
Die Euphorie war groß, als bekannt wurde, dass der Eurovision Song Contest 2025 in Basel stattfindet. Endlich, schien es, würde die Schweizer Stadt am Dreiländereck mit Deutschland und Frankreich wieder die Aufmerksamkeit Europas erhalten – als weltoffene, kreative Metropole.
Die evangelikale Kleinstpartei EDU jedoch hatte man buchstäblich nicht auf der Rechnung. Sie ergriff gegen den vom Kanton Basel-Stadt geplanten Beitrag in Höhe von umgerechnet knapp 40 Millionen Euro das Referendum. „In den letzten Jahren hat sich der ESC zunehmend zu einer Veranstaltung entwickelt, bei der sich antisemitische Vorfälle häufen und immer mehr Auftritte Satanismus und Okkultismus zelebrieren“, begründete die EDU ihren Schritt. Ein anderer Vorwurf der Partei: Blasphemie. Nemo, dem Schweizer ESC-Sieger von 2024, sei als „Erlöser der Nonbinären“ die Dornenkrone wie bei Jesus Christus aufgesetzt worden.
Bei der Basler Stimmbevölkerung stießen die gottesfürchtigen Mahner jedoch auf taube Ohren. Die am Sonntagmittag verkündete Auszählung der Briefwahlstimmen, die in Basel traditionell gut 95 Prozent der abgegebenen Stimmen ausmachen, brachte ein klares Ergebnis: Gut zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler stimmten für den staatlichen Beitrag.
ESC für Gegner eine „woke Freak-Show“
Das deutliche Ergebnis kam nicht überraschend. Das Basler Kantonsparlament, der Große Rat, stimmte im September mit überwältigender Mehrheit zu. 87 Ja-Stimmen standen nur 4 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen gegenüber. Selbst die Abgeordneten der nationalkonservativen Schweizerische Volkspartei (SVP), die im links und liberal geprägten Stadtkanton meist auf der Verliererseite stehen, stimmten mehrheitlich zu.
Weil in der Referendumsabstimmung immerhin ein Drittel der Abstimmenden mit Nein stimmte, verkauften die ESC-Gegner das Ergebnis als Erfolg. „Dieser Nein-Anteil geht stark über das Wählerpotential der EDU in Basel hinaus“, erklärte am Sonntag ein Parteivertreter gegenüber der „Basler Zeitung“. Und: „Solange sich der ESC in die Richtung einer woken Freak-Show entwickelt, wollen wir signalisieren, dass es Widerstand gibt.“ Hätte die Abstimmung in der konservativen Innerschweiz stattgefunden, hätte die EDU diese gewonnen, gab sich der Politiker überzeugt.
Der ESC wird jedoch nicht auf der Rütliwiese in der Zentralschweiz ausgetragen, sondern im urbanen Basel. Die Millionen aus der Kantonskasse sollen unter anderem in ein Begleitprogramm am Kleinbasler Rheinufer fließen. Dort, wo sich die Basler an warmen Tagen gern zu einem erfrischenden Bad im Rhein oder einem Feierabendgetränk im Sonnenuntergang treffen, soll kommenden Mai die ESC-Atmosphäre spürbar werden. Geplant sind außerdem „Willkommensaktionen“, um die zahlreichen Gäste gebührend zu empfangen.
Nur in einer Gemeinde, die zwischen der Stadt Basel und der südbadischen Stadt Lörrach liegt, ist offensichtlich noch Überzeugungsarbeit zu leisten. In Riehen, wo christlich geprägte Parteien eine stabile Anhängerschaft haben, kamen auf knapp 4800 Ja-Stimmen immerhin gut 3000 ESC-Gegner.
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